Die dritte, überarbeitete und erweiterte Ausgabe des Vademekum DDR-Forschung verzeichnet circa 600 Einträge: Archive, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen, Institutionen der politischen Bildungsarbeit, Museen und Gedenkstätten sowie Zeitschriften und nicht zuletzt eine Vielzahl von Vereinen, Verbänden und Initiativen, die sich alle im weiteren Sinne mit der DDR-Geschichte beschäftigen oder wichtige Materialien, Bücher, Dokumente, Daten etc. bereitstellen.
Das von der 1998 eingerichteten Stiftung Aufarbeitung produzierte Vademekum ist in den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren Handbuch für die Wissenschaft, die politische Bildung, die Medien sowie für zeithistorisch Interessierte geworden. Wer und welche wissen möchte, wo über die politische Geschichte der DDR, die SED, die DDR-Kultur, das Grenzregime, die Staatssicherheit, die Landwirtschaft oder die Jugendkultur geforscht bzw. informiert wird, findet im Vademekum eine Hilfe. Im Hauptteil finden sich die Adressen sehr vieler Einrichtungen, unterteilt nach neun Kategorien, innerhalb dieser dann nach Orten alphabetisch sortiert. Zur Vertiefung sind auf den letzten 50 Seiten ausführlichere Selbstdarstellungen von verschiedenen Archiven und Forschungseinrichtungen zu finden. Das Gros der Adressen besteht aus Archiven auf kommunaler und Kreisebene. Das Handbuch ist mit einem Personen- und einem Institutionenregister sehr gut erschlossen und mit einem Abkürzungsverzeichnis versehen.
Das politische Spektrum der aufgenommen Institutionen umfasst nicht nur, wenn auch hauptsächlich solche, deren vorrangige Aufgabe es ist, die DDR zu delegitimieren. Es finden sich also all die vielen staatlichen Einrichtungen (und dazu gehören auch Universitäten etc.), bei denen die Rede von den zwei deutschen Diktaturen und andere Relativierungen des Nationalsozialismus zum festen inhaltlichen Repertoire gehören. Die laut Vademekum fast durchweg mit regelmässiger Förderung aus Bundes- und Landesmitteln ausgestatten "Opferverbände" sind ebenfalls verzeichnet.
Die Einrichtungen derjenigen, die sich um eine "neutrale" oder den heutigen Zuständen gegenüber kritische Aufarbeitung der DDR und ihrer Geschichte bemühen, sind ebenfalls verzeichnet. Sie stellen um die fünf Prozent der Einträge. Von den finanzkräftigen und deshalb zu einer qualifizierten Recherche befähigten HerausgeberInnen des Vademekum wurde hier nichts zensiert - was nicht selbstverständlich ist. Das Problem liegt auf einer anderen Ebene: Die staatliche Förderpolitik, die von klaren inhaltlichen Prämissen ausgeht, hat Fakten geschaffen und die nicht ins Konzept passenden Initiativen klein gehalten: Zum Beispiel stehen die Archive der ehemaligen Bürgerbewegung, die sich nicht dem Antikommunismus verschworen haben, heute in einen verzweifelten Kampf um ihre Unabhängigkeit. Das sie tragende solidarische Umfeld zerfällt zusehends und gezwungenermaßen ist die Stiftung Aufarbeitung mittlerweile eine wichtige Finanzquelle geworden, mit dementsprechenden Folgen für unabhängige politische und Archivarbeit.
Online-Recherchen im Vademekum sind über die Internetpräsenz der Stiftung Aufarbeitung möglich (Datenbank)
Bernd Hüttner
Ulrich Mählert: Vademekum DDR-Forschung. Ein Leitfaden zu Archiven, Forschungsinstituten, Bibliotheken, Einrichtungen der politischen Bildung, Vereinen, Museen und Gedenkstätten; Ch. Links Verlag 2002, 300 S., EUR 19.90